Deutschland ist das Land der Dichter und Denker, der Ingenieure und der mittelständischen Unternehmen, die in ihrem Spezialgebiet Weltmarktführer und international renommiert, im eigenen Land aber kaum bekannt sind. In ihrer jeweiligen Region gehören diese Unternehmen oft zu den größten Arbeitgebern. Sie unterstützen Vereine und Kindergärten, alle dort verbinden irgendetwas mit dem Unternehmen.
Sie besitzen in ihrer Region und in ihrer Branche etwas sehr Wertvolles: sie haben einen sehr guten Ruf, eine teilweise extrem hohe Reputation. Sie gelten als verlässlich, innovativ - als jemand, mit dem man gerne Geschäfte macht.
Ihre Reputation, ihr Ruf, reicht über die Region kaum hinaus. Und wieso ist das überhaupt relevant? Was hat die Reputation über die eigene Region hinaus überhaupt für eine Bedeutung?
Die Reputation ist die Bewertung, die Einschätzung oder Betrachtung einer Person, einer Gruppe oder einer Organisation. Es geht um Verantwortung, um Glaubwürdigkeit, um Vertrauen.
Aber reicht es nicht, wenn der gute Ruf in der eigenen Branche und der eigenen Region vorhanden ist?
Der gute Ruf gehört zu den immateriellen Vermögenswerten im Unternehmen. Ist er angeschlagen, droht vielleicht sogar ein Reputationsverlust, dann verliert das Unternehmen letzten Endes an Wert. Konkret: Die Kunden kaufen weniger oder gar nicht mehr, offene Stellen können nicht mehr oder nur schwer besetzt werden.
Umgekehrt gilt: hat ein Unternehmen eine sehr hohe Reputation, hat es also einen sehr guten Ruf, kann es sich vor Kunden und begeisterten Bewerber:innen kaum retten.
Dazu kommt: hat ein Unternehmen bereits einen sehr guten Ruf, übersteht es auch eine Imagekrise leichter als ein Unternehmen, das keinen oder sogar einen bereits angeschlagenen Ruf hat.
Es lohnt sich also, in die Reputation des eigenen Unternehmens zu investieren und sie zu schützen.
Reputationsrisiken für Unternehmen gibt es unzählige. Nahezu alle Schwierigkeiten, die ein Unternehmen haben kann, sind gleichzeitig ein Risiko für den guten Ruf. Ob Probleme in der Lieferkette und daraus resultierend Produktionsschwierigkeiten, einzelne unzufriedene Mitarbeiter:innen, ein Systemausfall oder finanzielle Probleme – die Bandbreite ist riesig.
Dazu kommen Risiken von außen: Ein Shitstorm kann innerhalb von Stunden entstehen und sich auf fast alles beziehen, vom Interview über ein Anzeigenmotiv bis zu den Produktionsbedingungen.
Vorbereitung ist alles. Das gilt in der Unternehmenskommunikation und der Prävention von Reputationsverlust ganz besonders. Ist die Imagekrise erstmal da, bleibt keine Zeit dafür, erst mühsam zu klären, wer jetzt wofür zuständig ist.
Unternehmen sollten daher präventiv klären, wo die individuell größten Risiken liegen. Welche Themen sind kritisch? Wonach wollen wir nicht gefragt werden? Und was würde uns wirklich schaden?
Vorab erarbeitete Szenarien, welche Folgen sich woraus ergeben könnten, sind eine erste große Hilfe. Noch besser ist es, wenn dabei auch gleich geklärt wird, wer wofür zuständig ist, wer in welchem Fall informiert werden muss und wer notfalls einspringt.
Diese ganze Vorbereitung nützt jedoch nur dann wirklich etwas, wenn sie regelmäßig aktualisiert wird und alle Betroffenen sie kennen.
Stellen Sie sich vor: auf Twitter startet ein Shitstorm gegen Ihr Unternehmen, weil angeblich Ihr Hauptlieferant richtig schlechte Arbeitsbedingungen bietet.
Jetzt gibt es zwei Szenarien: erstens, Sie haben bisher weder Twitter noch Facebook, LinkedIn oder einen sonstigen Kanal für Ihr Unternehmen genutzt. Von dem Shitstorm erfahren Sie erst, als er schon in vollem Gange ist und die ersten Journalisten anrufen und ein Statement dazu wollen.
Szenario zwei: Sie nutzen Social Media für Ihr Unternehmen. Und Sie haben außerdem ein Corporate Influencer-Programm aufgesetzt, das bereits gut angelaufen ist. Dass etwas im Gange ist, haben Sie schon vor einer Woche gehört, beim regelmäßigen Update Ihres Kommunikationsteams.
Heute berichtet Ihnen Ihr Kommunikationsteam, dass es keine größeren Vorkommnisse mehr gab. Der Shitstorm wurde schnell eingedämmt, da Ihre Follower:innen und auch die Community aus dem Umfeld Ihrer Corporate Influencer sofort aktiv wurden und die Sache richtig gestellt haben. Ihr Unternehmen musste gar nichts mehr machen.
Dieser Tipp ist selbsterklärend: wenn Sie Ihre Reputation schützen wollen, müssen Sie wissen, was andere über Sie sagen. Im besten Fall sogar, was andere über Sie denken. Dann können Sie sich darauf einstellen und angemessen agieren.
Das Zauberwort ist zuhören. Im analogen und im digitalen Leben. Hören Sie genau hin, wenn jemand mit Ihnen spricht. Das was ist oft gar nicht so wichtig. Daraus, wie eine Person mit Ihnen und über Sie und Ihr Unternehmen spricht, können Sie oft vieles ableiten.
Der tägliche Check, was online über Sie und Ihr Unternehmen gesprochen wird, sollte ein Ritual sein. Tools helfen dabei, kostenlose wie Google Alerts, oder kostenpflichtige von spezialisierten Anbietern, die noch komfortabler sind. Was für Sie notwendig und sinnvoll ist, lässt sich nicht pauschal sagen.
Ist es doch passiert, der Shitstorm droht oder baut sich bereits auf? Bleiben Sie ruhig, es ist noch nichts verloren. Schauen Sie genau, worum es geht. Verzichten Sie auf rechtliche Schritte, außer es handelt sich um grobe Verleumdungen. Reagieren Sie auf konkrete Kritik.
Geben Sie Fehler zu und belassen Sie es dabei. Je kürzer und knapper, umso weniger Interpretationsspielraum liefern Sie – und umso weniger Futter für die Suchmaschinen. Entschuldigen Sie sich bei denjenigen, bei denen eine Entschuldigung angemessen ist. Schon damit können Sie den einen oder die andere deutlich milder stimmen und sogar zum Einlenken motivieren.
Was Sie machen können, wenn es doch zu einer Krise gekommen ist und Sie Ihre Reputation im Akutfall schützen müssen, lesen Sie im Beitrag Krisenkommunikation: Szenarien, Beispiele, Tipps.
Und in Kommunikation zum Unternehmenskauf – plus Praxistipps habe ich Ihnen meine bewährten Tipps für die passende Kommunikation zu Ihrem Unternehmenskauf zusammengestellt.
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Ich wünsche Ihnen alles Gute!
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